Das Kartenspielen beim Dorfwirt gehört heute nicht mehr zum Geschäftsalltag, aber die bisweilen fast schon familiäre Beziehung zur Kundschaft wird auch 60 Jahre nach der Gründung des Unternehmens noch intensiv gepflegt. Aus der einstigen Schlosser- und Mechanikerwerkstatt Anton Mitlmeier ist ein erfolgreiches Autohaus geworden. Gleichzeitig ist der sympathische Familienbetrieb geblieben, den so viele Kunden seit so vielen Jahren schätzen. Die Feier des 60jährigen Bestehens ist auch eine Verbeugung vor diesen langjährigen, treuen Kunden, denen sich das Autohaus verpflichtet fühlt.
Als Anton Mitlmeier am 1. April 1952 die Werkstätte in Etzgersrieth eröffnete, dachte er noch nicht an ein Autohaus, geschweige denn daran, daß dort einmal seine Enkel arbeiten würden. Aber das Geschäft lief von Anfang an gut, natürlich auch, weil Anton oft und gern zum Kartenspielen ging. Davon war zumindest er selbst überzeugt. Er soll einmal sinngemäß gesagt haben, er hätte nicht halb so viele Aufträge, wenn er nicht zum Kartenspielen ginge. Es ist davon auszugehen, daß das Kartenspiel nach Geschäftsschluß kein allzu großes Opfer war, auch wenn dabei viel zu oft von kaputten Vergasern oder komischen Geräuschen aus dem Motor die Rede war. Anton wird dann gesagt haben: „Komm´ halt morgen vorbei, das schnau´n wir uns an.“
So entstanden im Lauf der Jahre Geschäftsbeziehungen, die über das reine Geschäft hinausgingen. Wenn etwa einmal im Monat TÜV-Abnahme bei Anton Mitlmeier war, wurde aus der Werkstätte eine Wirtschaft. Die wartenden Kunden bekamen grundsätzlich erst einmal eine Halbe Bier, und wenn das Auto dann abgenommen war, war man längst so ins Kartenspiel vertieft, daß mancher bis spät in die Nacht sitzenblieb. Wen wundert es da, daß dann sogar Kunden beim Neubau in Vohenstrauß für eine Brotzeit halfen – eine Bezahlung wäre einer Beleidigung gleichgekommen. 1984 war das, als Anton Mitlmeier sich entschloß, in Vohenstrauß ein Autohaus zu bauen. Sein Sohn Rudolf, seit zwei Jahren schon Firmenchef in Etzgersrieth, übernahm die Leitung, der jüngere Sohn Georg den Verkauf. Fünf Jahre vorher war der mehrfach erweiterte Familienbetrieb Opel-Vertragshändler geworden. Inzwischen stehen bereits Rudolfs Söhne Martin und Georg mit in der ersten Reihe. Sie konnten vermutlich gar nicht anders, als in die Fußstapfen von Vater und Großvater zu treten. Sie sind mit und in Autos aufgewachsen. Und heute lösen sie nicht mehr versehentlich die Handbremsen und rollen Autos zu Schrott, so wie andere Kinder Bobbycars lenken, inzwischen verstehen sie sich aufs Reparieren und Verkaufen der Wagen.
Das Autohaus gehört heute mit seinen mehr als 20 Mitarbeitern zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Großgemeinde Vohenstrauß. Das wichtigste Kapital des Unternehmens selbst sind neben Wissen und Erfahrung der zu einem Großteil selbst ausgebildeten Mitarbeiter jedoch nach wie vor diejenigen Kunden, die mehr als nur Kunden sind. Und das sind nicht wenige. (eg)